Schriftmarke der Nerd Reoublic. Die Beratung für New Work und Agilität.
Ein Mann steht mit einem Schläger auf einem Tennisplatz.

8. Juli 2023

Agilität

Warum brauchen Teams Metriken?

Was kann uns Roger Federer eigentlich zum Thema Teammetriken beibringen? Hier findest du den Impuls zum Nachdenken!

Lesezeit:

Inhalt

„Wir als Team wissen doch wie es läuft! Wir haben eine gute Sicht darauf, was wir geschafft haben und was nicht und wenn wir jetzt auch noch Metriken erheben, geht das alles von unserer Arbeitszeit für wichtige Features ab. So richtig sehen wir nicht, was es uns bringt. Am besten bekommen wir das in einem schicken Dashboard und werden mit der Erhebung erst gar nicht belastet.“

Quelle: Too many Teams…

Einer dieser Sätze oder gerne auch mal alle, fallen nicht selten, wenn wir mit Teams über Metriken reden. Alternativ ist die Bedeutung zwar gelegentlich klar, es fehlt aber der Ansatzpunkt und das ganze Thema landet dann irgendwo ganz unten in der Prioritätenliste. Eines dieser „Das-sollten-wir-jetzt-echt-mal- machen“-Themen. Wenn doch nur das Projekt nicht so drücken würde.  

Roger Federer

Fangen wir mit einem kleinen Quiz an. 

Von 1999 bis 2002 schaffte es der Tennisspieler Roger Federer von den Top 1000 in die Top 10 Liste des Herren-Tennis. Wie viele Wochen in den folgenden 19 Jahren (bis 2021) war Federer NICHT unter den Top 10 vertreten?

Und wir legen noch eine Frage für dich hinterher:

Was glaubst du, wie lange er in dieser Zeit ohne Coach war?

*kleinerMomentMitFahrstuhlmusik…..

Der Schatten einer Frau auf einem Tennisplatz.
*MusikSpieltNochUndFaddedAus….

Die Antwort zur ersten Frage: 12 Wochen

Die Antwort zur zweiten Frage: Es gab kurze Perioden in den Jahren 2004, 2008 und 2009.

Hast du es richtig geraten? 12 Wochen in 19 Jahren ist doch ehrlicherweise mal ein Wort, oder? Zurecht gehört Roger Federer zu den besten Spielern aller Zeiten. (Hier findest du übrigens einen Artikel zu dem „Fall“ aus den Top 10. Irgendwann zwickt und schmerzt es eben einfach überall nach so einer Karriere).

Hier findest du eine Darstellung seiner Platzierungen über die Jahre: 

Eine Grafik, die die Weltranglistenplatzierung von Roger Federer anzeigt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Federer#/media/Datei:Roger-Federer-Singles-Ranking-History-Chart.png

Wie steht es mit der zweiten Frage? Konntest du hier richtig raten?Das ist im ersten Augenblick doch wirklich verwunderlich oder nicht? Schließlich sind wir uns sicher einig darüber, dass Roger Federer weiß, wie man einen Tennisschläger hält und einen sauberen Topspin über das Netz bekommt. 

Warum braucht er also einen Coach? Federer setzte viele Jahre auf Ivan Ljubicic als seinen Trainer. Dieser ist auch nur zwei Jahre älter als Federer. Warum erwähnen wir das? Es gibt immer den Stereotyp, dass Trainer:innen alt und Spieler:innen jung sind. Das liegt an unser Sozialisierung einer Eltern-Kind Beziehung. Genau das schlägt aber (auch) in die Kerbe, die wir deutlich machen wollen. 

Übrigens: Federer ist kein Einzelfall. Dieses Phänomen (Alter und Trainer trotz Top-Leistung) sieht man zu tausendfach; natürlich auch im Teamsport! (Oder bezweifelt jemand, dass die Mannschaft des FC Bayern München nicht weiß, wie man gegen einen Ball kickt?).

Innere und äußere Regelkreise

Gute agile Teams (wie auch Sportler:innen, Sportteams, Orchester) kennen die Bedeutung des inneren und äußeren Regelkreises. Dieses Model entspringt der Sportwissenschaft und beschreibt beispielsweise die Wahrnehmung von Bewegungsabläufen. 

Der:Die Sportler:in hat einen inneren Kreis, in dem die eigene Wahrnehmung mit dem Anspruch abgeglichen wird und mit dem wie er:sie es „kennt“ und „macht“. Wie hält man zum Beispiel den Schlägerkopf? Wie bewegt man sich beim Weitsprung, wie nimmt man eine Spielsituation wahr und wird in das Umschaltspiel gegangen, etc.

Zusätzlich gibt es eine:n Trainer:in, der:die den äußeren Regelkreis bedient. Wie wurde der Schlägerkopf aus Sicht der Trainer:in gehalten? Wie war das Stellungsspiel dabei? Gab es Wahrnehmungsfehler im inneren Regelkreis? Erfolgreiche Sportler:innen und Teams haben diese Regelkreisläufe aufeinander abgestimmt und in ein ausgewogenes Gleichgewicht gebracht.

Aus diesem Grund ist es auch wichtig auf Metriken zu setzen. Sie helfen diese Regelkreisläufe mit Daten zu hinterlegen. Die Coach-Rolle wird in der Agilität oft durch einen Scrum Master oder einen internen/externen Coach wahrgenommen. Der Glaube, Teams funktionieren bereits gut und der innere Regelkreis ist ausreichend, kann fatal enden. Hochleistungsteams setzen auf dieses System, da sie sich potenzieller Wahrnehmungsfehler bewusst sind und diese aktiv überwinden. 

Agile Teams sollten frühzeitig damit anfangen, Metriken als Unterstützung einzuführen. Dabei geht es nicht um das „KPI Set“. Sprich es geht nicht um die Frage „Was müssen wir erreichen, damit unser:e Chef:in sagt, „wir haben einen guten Job gemacht?“ Es geht darum, sich zu fragen: „Welche Metriken wollen wir erheben, um als Team besser zu werden? Wo haben wir potenzielle Wahrnehmungsfehler? Wo sollten wir Metriken erheben, da eine objektive Aussage hierzu unsere Arbeitsweise erheblich verändern könnte?

Das Set der Metriken wird und sollte sich auf der Zeitachse verändern. Es sollte aber auch stets eines vorhanden sein und dabei unterstützen, bessere Entscheidung zu treffen. Wenn du etwas tiefer in die Sportwissenschaft einsteigen willst, dann findest du hier die ausführlichere Beschreibung des Models (übrigens nach Meinel/Schnabel).

Retrospektiven

Eines wollen wir an dieser Stelle nicht unausgesprochen lassen. Vielleicht bist du mit deinem Team im Scrum unterwegs und sicherlich wird dir bekannt sein, dass Retrospektiven als Event essentiell sind.  Nicht selten nehmen wir bei Teams wahr, dass hier eine gewisse Frustration mit der Retro einhergeht. Das Ganze fühlt sich immer wie eine Gruppentherapie an, auf der der Coach zu klein ist. 

Scrum Master sagt: „Es herrscht die Vegas-Regel. Alles was hier in der Retro gesagt wird, bleibt auch in der Retro“. Damit wird versucht den Safe-Space zu bauen. Es schließt sich die Bitte an, zu sagen wo der Schuh drückt. Die Erwartungshaltung ist, dass sich jetzt alle unter dem Schutz von Vegas an die Gurgel springen um endlich mal alles auf den Tisch zu bringen. Und wenn nichts ist?  „Brauchen wir die Retro? – Ne diesen Sprint irgendwie nicht“

Kommt bekannt vor? Jetzt stell dir mal vor, ihr habt Metriken. Ihr habt einen äußeren Regelkreis, der euch auf Sachen aufmerksam macht und motiviert noch weiter zu springen? Noch mehr Storypoints, noch weniger Waste, noch genauer Schätzen… was auch immer. Das zu lösen ist ein anderes Thema. Fakt ist: Mit Metriken bekommt man einen Hebel, der die Retro aus der Schmuddel-Ecke der Gruppenpsychatrie hebt. Sie machen Lust darauf, Dinge auszuprobieren und zu schauen, was es für Auswirkungen in den Metriken macht. 

„Toller Tipp Nerd Republic!“
Yes – deshalb bist du doch hier 😉 

Mehr zu Teammetriken?

Du willst noch mehr zu Metriken für agile Teams erfahren? Kein Problem!

Wir haben hierzu einen kompletten Kurs erarbeitet, der dich mit Artikeln wie diesen, Templates und Lernvideos in das Thema einführt.

Unseren Academy-Selbstlernkurs findest du hier: